Die Intention

Nach über 30 Jahren idealistischer Lehrtätigkeit, kam ich zu der Erkenntnis, dass ich mich zwar immer sehr bemüht habe, aber nur selten das Gefühl hatte, wirklich zu den Lernenden durchzudringen. Das hängt natürlich von vielen Faktoren (Zeit, Gruppengröße, Lernumgebung, …) ab, aber am Ende ist für mich der Faktor Motivation der Ausschlaggebende. Mit überschwänglicher Euphorie, grenzenlosem Wissensdurst und bunter Schultüte begehen Kinder ihren ersten Schultag; wir sitzen gespannt vor einer Fernsehdoku oder den Nachrichten, lauschen interessiert den Geschichten und Erfahrungen von Freunden. Wann und warum haben wir eine “Abneigung” gegen “Unterricht” entwickelt? Warum empfinden wir ihn oft als ermüdend und langweilig? Natürlich ist "das Lernen" Schwerarbeit für das Gehirn, aber als Vorschulkind störte uns das doch auch nicht. Oft genug habe ich zu viel Lehrstoff in viel zu kurzer Zeit an viel zu viele Lernende vermitteln müssen, das möchte ich nicht mehr, denn es gefährdet die Motivation aller Beteiligten.

Im Gespräch mit freiberuflichen Pflegepädagog:innen, habe ich erfahren, dass sie wesentlich mehr Outcome aus ihren gegebenen Fortbildungen schöpfen könnten, wenn die Teilnehmer:innen über mehr anatomische und physiologische Grundkenntnisse verfügen würden. Da ich selber diese Fächer über viele Jahre in der Pflegeausbildung unterrichtet habe, ist mir der Wissenstand der Berufsgruppe Pflege bekannt. Dieses Wissen und der Umstand, dass immer wieder die Zusammenarbeit mit dem anatomischen Institut der Universität Innsbruck Teil meiner Lehrtätigkeit war, sind die Auslöser zu diesem Projekt gewesen. Faktenwissen mit der Gießkanne über die Teilnehmer:innen zu schütten, sie damit alleine zu lassen und zuzusehen wie der Großteil an ihnen vorbei im Boden versickert; zu erwarten, dass eine berufstätige Pflegekraft sich nach vier Nachtdiensten und einem achtstündigen Fortbildungstag zuhause hinsetzt und beginnt Faktenwissen auswendig zu lerne … das ist doch eher Ressourcenverschwendung und kein Weg zu mehr Motivation und Wissen.

Das Ziel ist ein aktiver Unterricht, bei dem die Teilnehmer:innen sich selber intensiv mit dem Wissen auseinandersetzen müssen. Sich möglichst "spielerisch" Fakten aneignen, die sie dann am zweiten Fortbildungstag an den Präparaten des anatomischen Institutes wiederholen, vertiefen und “begreifen” können und nach Möglichkeit nie wieder vergessen.